Dass mich die Passanten verwundert anschauen, ist mir nicht entgangen. Ihr Blick bleibt stets auf den in meiner Hand befindlichen Gegenstand haften. Gerade möchte ich den Heimweg vom Wochenmarkt antreten, als mir eine Passantin freudig zuruft: „Sieht der schön aus – wie ein Blumenstrauß!“ Und bleibt abrupt stehen. Lachend geselle ich mich zu ihr und bejahe ihren Ausruf. Unsere Blicke verweilen noch für einen Moment auf dem überdimensional großen Grünkohlstrauß und es scheint, als würden unsere Blicke magisch in den grün-kräuselnden Strauß gesogen. Verträumt blickt die Passantin auf.
Das ist jede Menge Grünkohl, darf ich fragen, was Sie damit vor haben?
Ja, klar dürfen Sie. Dieser Strauß hier wiegt gut ein Kilo. Wirklich genießbar und bekömmlich ist jedoch nur das kräuselnde Blattwerk, die restlichen Bestandteile (Strunk, Hauptstängel und Blattrippen) neigen zur Bitterkeit, weswegen ich sie nicht verwende. Meist findet sich der Grünkohl nur von Oktober bis Februar auf den regionalen Wochenmärkten. Da ich ihn aber das komplette Jahr über immer wieder verarbeiten möchte, lege ich mir gerade einen Vorrat an.
Das hört sich sehr interessant an. Wie machen Sie das?
Im Grunde ist es total einfach, wenn einiges beachtet wird.
Der Grünkohl sollte möglichst frisch verarbeitet werden. Auch wichtig, den Grünkohl vor der Verarbeitung zu waschen, hierfür die Blattrippen vom Strunk entfernen und für einige Minuten in kaltes Wasser legen. Etwaige Weißkohlfliegen werden dadurch auch (überwiegend) entfernt.
Nun zum eigentlichen vorblanchieren, von mir so benannt, weil ich das Gargut wirklich nur eine Minute ins kochende Wasser gebe. Hierfür in einem großen Topf gut 3 Liter Wasser und 2 TL Salz zum Kochen bringen – das Salz macht den Grünkohl für die spätere Verarbeitung bekömmlicher! Für das anschließende abschrecken kaltes Wasser ins Waschbecken einlassen. Ins kochende Wasser so viele Blattrippen geben, bis die Oberfläche bedeckt ist. Mit einer Schaumkelle die Blätter eintauchen, nach einer Minute mithilfe der Schaumkelle herausnehmen und direkt in das vorbereitete kalte Wasser geben. Wenn nötig immer wieder kaltes Wasser nachlaufen lassen. Die einzelnen Blattrippen lasse ich auf einem mit Küchenhandtüchern ausgelegten Backblech einige Stunden trocknen. Wer eine Salatschleuder hat, kann auch diese benutzen. Anschließend entferne ich von jedem Grünkohlblatt die Rippen. Die kräuselnden Blätter friere ich portionsweise ein. Der so eingefrorene Grünkohl hält sich ca. ein Jahr und kann entweder nach dem Auftauen oder aber direkt aus dem Tiefkühler in einer Pfanne weiterverarbeitet werden.
Interessant! Ich dachte immer, Grünkohl muss so unendlich lange gekocht werden, damit er weich wird – wissen Sie so wie bei Oma.
Leider hält sich dieser Irrglaube wirklich hartnäckig. Doch ist die Verarbeitung des Grünkohls mit der von Spinat vergleichbar und tatsächlich ist es sehr wichtig, den Grünkohl nicht zu lange und zu stark zu erhitzen, damit seine wertvollen Nährstoffe erhalten bleiben. Die meisten Nährstoffe, wie beispielsweise das im Grünkohl reichlich enthaltene Vitamin A sind hitzeempfindlich. Durch zu Langes und Heißes erhitzen können Nahrungsmittel ihre wertvollen Nährstoffe und somit die gesundheitsfördernden Eigenschaften einbüßen. Deswegen sollte eine moderne Verarbeitung gewählt werden, in der der Grünkohl wie bereits erwähnt vorblanchiert und anschließend schonend und so kurz wie möglich weiter verarbeitet wird.
Setzen wir uns doch kurz hier auf die Bank, bitte. Sie erwähnten beiläufig das Vitamin A. Jetzt bin ich neugierig. Welche Nährwerte sind im Grünkohl enthalten und was macht diese besonders?
Die Nährwerte von Grünkohl sind beachtlich. Wie Rosenkohl und Brokkoli ist auch Grünkohl in der kalten Jahreszeit ein hervorragender Lieferant an Vitaminen und Mineralstoffen. Er zählt sogar zu einem der vitaminreichsten Gemüse überhaupt. Auf 100 g enthält er doppelt so viel Vitamin C als beispielsweise Spinat oder Zitronen und der Tagesbedarf an Vitamin A wird mit nur 100 g zu 96 % abgedeckt. Zudem ist er eine brillante Calciumquelle.
Die Nährwerte des Grünkohls haben mit unter positive Auswirkungen für die Augen, schützen die Körperzellen, fördern die Blutbildung und stärken die Knochen. Zudem ist Grünkohl reich an sekundären Pflanzenstoffen, wodurch er antioxidative und entzündungshemmende Wirkungen hat. Auch ist er sehr ballaststoffreich, was sich wiederum positiv auf die Verdauung auswirkt.
Zu guter Letzt stellt Grünkohl aufgrund seines hohen Proteingehalts eine vorzügliche Alternative für Veganer und Vegetarier dar und sorgt dadurch für eine lang anhaltende Sättigung.
Was meinen Sie mit entzündungshemmender Wirkung? Können Sie mir das erklären?
Für mich zeichnet sich Grünkohl besonders durch seinen hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren aus. Einige Gemüsesorten verzeichnen einen hohen Omega-3-Fettsäure Gehalt. Grünkohl gehört neben Avocado und Rosenkohl dazu. Zudem ist er auch reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Beide Fettsäuren wirken, wenn sie vermehrt und richtig in der Ernährung eingesetzt werden und zudem die Omega-6-Fettsäuren herabgesetzt werden, auf den Körper entzündungshemmend. Dadurch zählt für mich der Grünkohl zu einem Fettsäure-Booster. Möchten Sie und auch ihr auf meinem Blog mehr darüber lesen? Hier habe ich bereits ausführlich darüber geschrieben.
Warum hat Grünkohl eine antioxidative Wirkung?
Unser Körper wehrt täglich sogenannte freie Radikale ab. Damit er dies jedoch lückenlos und effektiv tun kann, benötigt er Helfer. Dafür sind Antioxidanzien – auch Radikalfänger genannt – zuständig. Zwar hat unser Körper seine eigene antioxidative Abwehr, doch können wir durch unsere Ernährung unseren Körper tatkräftig unterstützen. Dies gelingt uns durch eine gesunde und auf frische und natürliche Lebensmittel ausgerichtete Ernährung.
Besonders viele Antioxidanzien sind in Gemüse, Obst, Nüssen, Samen, Keimlinge und Ölen enthalten. Leider ist die heutige Ernährung häufig eher auf Fertigprodukte ausgerichtet. Doch unseren Körper können wir bei der Bekämpfung von freien Radikalen nur mit einer ausgewogenen und frisch zubereiteten Ernährung unterstützen. Somit können wir mit jeder frisch und mit natürlichen Produkten gefertigten Mahlzeit unseren Körper gesund und fit halten.
So wie Sie das beschreiben ist es mir klar und theoretisch weiß ich es auch. Doch die tägliche Ernährung schaut meist anders aus – leider. Können Sie mir jetzt noch verraten, zu was ich Grünkohl verarbeiten kann?
Nichts leichter als das. Grünkohl lässt sich super und in Kürze zu Pesto verarbeiten, lecker ist er auch als Brotaufstrich auf einer krossen Scheibe Brot, aber auch mit Granatäpfeln und Pilzen in einer Quiche macht er eine hervorragende Figur oder aber wie hier als ein winterlich lauwarmer Grünkohlsalat mit Birnen Vinaigrette. Der Fantasie sind einfach keine Grenzen gesetzt.
Durch Ihre Ausführungen finde ich Grünkohl nun nicht mehr langweilig. Ich bin sogar richtig neugierig und werde mir gleich einen auf dem Wochenmarkt besorgen. Vielen Dank für das anregende Gespräch. Haben Sie noch einen schönen Tag!
Nichts zu danken, das war mir ein Vergnügen. Anregungen finden Sie auch hier auf meinem Blog. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Nachkochen.
Nährwertangaben von Grünkohl je 100 g
Mineralstoffe
490 mg Kalium
212 mg Kalzium
30 mg Magnesium
92 mg Phosphor
Proteine und Co
4,3 g Eiweiß
4,2 g Ballaststoffe
1,7 g Mineralstoffe
2,5 g Kohlenhydrate
0,9 g Fett
Vitamine
862 µg Vitamin A
105 mg Vitamin C
250 mg Vitamin K
190 µg Vitamin B9
Fettsäuren
130 mg Omega-3-Fettsäure (ALA)
485 mg mehrfach ungesättigte
Fettsäuren
Hast du Lust auf ein leckeres Grünkohl Rezept? Dann hüpf schnell rüber zu meinem winterlich lauwarmen Grünkohlsalat mit Birnen Vinaigrette.
Ich wünsche mir, dass dir diese Anregungen weiter helfen, du viel Spaß bei der Verarbeitung von Grünkohl haben wirst und der Grünkohl ein gern gesehener Gast auf deinem Teller wird.
Bis bald
deine Tina